Rückfall – Was bringt eine erneute Operation?

Lange Zeit galt bei vielen Krebsarten: Wenn der Tumor wiederkehrt oder Metastasen gebildet hat, ist eine Operation nicht mehr sinnvoll. Das stimmt so pauschal heute nicht mehr. Auch bei vielen Patientinnen mit Eierstock-, Eileiter- und Bauchfellkrebs ist eine erneute OP möglich und von Vorteil. Erstmals wurde in einer Studie nachgewiesen, dass die Lebenszeit der Frauen dadurch noch einmal deutlich verlängert werden kann.

Bei mehr als der Hälfte der Patientinnen mit Eierstockkrebs kommt die Erkrankung nach der ersten Behandlung zurück. Ein Rückfall (Rezidiv) liegt vor, wenn nach der ersten Therapie (OP, Chemotherapie, PARP-Inhibitor) erneut ein Tumorbefall gefunden wird. Häufig sind das Becken, der Bauchraum oder die benachbarten Lymphknoten betroffen. Eine Heilung ist in dieser Situation meist nicht mehr möglich. Grundsätzlich stehen weitere Behandlungsmöglichkeiten wie etwa eine erneute Chemotherapie sowie PARP-Inhibitoren zur Verfügung. Seit Kurzem gibt es eine dritte Option, nämlich nochmals zu operieren.

Welche Patientinnen kommen dafür infrage?

Aus der DESKTOP-III-Studie weiß man, dass die chirurgische Entfernung des Tumors bei einem ersten Rückfall das Leben verlängern kann, wenn bestimmte Bedingungen vorliegen.

Besonders gut sind die Chancen bei folgenden Voraussetzungen:

In der ersten OP wurde der Tumor vollständig entfernt.

Die Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum (Aszites) beträgt nicht mehr als 500 Milliliter.

Der Gesundheitszustand der Patientin ist sehr gut.

Die Patientin hat auf die erste platinhaltige Kombinations-Chemotherapie angesprochen, das heißt, der Tumor ist geschrumpft. Seit der letzten Chemotherapie-Infusion müssen mindesten 6 Monate vergangen sein.

Ziel der OP ist es, möglichst die gesamte Tumormasse zu entfernen. Dies heißt für etwa jede dritte Frau, dass auch an den Organen des Verdauungstrakts Tumorgewebe entfernt werden muss. Um den Erfolg des Eingriffs zu sichern, wird – genauso wie nach der ersten OP – anschließend wieder eine Chemotherapie durchgeführt. Ist diese wirksam, folgt eine Behandlung mit einem PARP-Inhibitor.

Was lässt sich damit erreichen?

In der Studie konnte der Tumor bei drei Viertel der Patientinnen komplett entfernt werden. Sie blieben mehr als 5 Jahre am Leben – das waren 16 Monate mehr, als wenn sie nicht operiert worden wären und nur eine Chemotherapie bekommen hätten. Wie jede Operation

kann auch dieser Eingriff theoretisch zu Komplikationen führen. Etwa 4% der Patientinnen bekamen zeitlich begrenzt, weitere 4% dauerhaft einen künstlichen Darmausgang (Stoma). Die OP selbst dauerte durchschnittlich etwa 4 Stunden.

Wo sollte eine solche OP durchgeführt werden?

Aufgrund der guten Chancen auf eine Lebensverlängerung sollte geprüft werden, ob eine Patientin mit einem Krankheitsrückfall für eine zweite Operation infrage kommt. Dies gilt speziell für alle Patientinnen, die vor mehr als 6 Monaten eine platinhaltige Chemotherapie

beendet haben. Etwa die Hälfte von ihnen erfüllt die oben genannten Voraussetzungen. Da Eierstockkrebs-Operationen sehr anspruchsvoll sind und das Ziel ist, den Tumor nochmals vollständig zu entfernen, sollte diese nur in einem spezialisierten Zentrum von erfahrenen gynäkologischen Onkolog:innen durchgeführt werden.

Für und Wider im persönlichen Gespräch abwägen

Eine erneute OP bedeutet eine Belastung, aber eben auch die Chance. „Die Indikation zur Operation ist sehr schwierig zu stellen. Dies braucht sehr viel Erfahrung und muss unbedingt die medizinische Nachbehandlung einschließen.“, so Prof. Dr. Jalid Sehouli. Nicht alles, was medizinisch möglich ist, eignet sich für jede Patientin. Folgende Faktoren können eine Rolle spielen:

  • Wie war das Ergebnis der Erstoperation?
  • Möchten Sie eine erneute OP auf sich nehmen?
  • Fühlen Sie sich dafür und für die nachfolgende Chemotherapie fit genug?
  • Haben Sie Angehörige oder nahestehende Personen, die Sie nach der OP unterstützen?
  • Gibt es Vor- oder Begleiterkrankungen, die berücksichtigt werden müssen?
  • In welchem Stadium war der Krebs, als er entdeckt wurde?
  • Welche Behandlungen haben Sie schon erhalten und wie erfolgreich waren diese? Haben Sie sie gut vertragen?
  • Welcher Gewebetyp wurde bei der Untersuchung des Tumors festgestellt (z.B. endometrioid, serös)?
  • Wurden Mutationen (z.B. in den Brustkrebs-Genen BRCA 1 und 2) oder andere genetische Auffälligkeiten gefunden?
  • Wo genau im Körper befindet sich das neu gewachsene Tumorgewebe und wie umfangreich ist es?
  • Haben Sie Beschwerden?

Wichtig ist: Lassen Sie sich immer im persönlichen Gespräch am besten in einem spezialisierten Zentrum beraten.

Hier finden Sie spezialisierte Krebszentren in Ihrer Nähe:

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